Eigenkapitalfinanzierung

Die wichtige Funktion einer Eigenkapitalfinanzierung

Immer mehr Existenzgründer haben massive Probleme, an neues Kapital – sprich neue Kredite – zu kommen. Da sich die vorgeschriebenen Prüfverfahren nach Basel II/III insbesondere bei Minikrediten nicht mehr lohnt, erhalten gerade Kleinbetriebe häufig kein frisches Geld mehr von ihrer Hausbank. Dabei benötigen gerade kleinere und mittelständische Unternehmen dringend Gelder für nötige Investitionen. Kreditverhandlungen scheitern dabei schon im Vorfeld, nicht nur wegen mangelnder Bonität, sondern auch wegen fehlender Sicherheiten. Dabei wird von vielen Kreditinstituten einfach übersehen, dass gerade Existenzgründer nicht unbegrenzbar belastbar sind, insbesondere was die restriktiven Sicherheiten angeht. Denn entweder ist das angebotene Kreditvolumen, das die Bank bereitstellen würde, zu gering oder aber die Zinsen zu hoch. Wer hier keine Finanzplanung betreibt, verschenkt viel Geld. Denn eines muss auch zur Sicherheit von Existenzgründern angeführt werden: Die finanzielle Struktur muss es jederzeit gestatten, die Zielsetzung ohne jegliche Gefährdung der Sicherheit zu realisieren – und das Ganze auch noch zu minimalen Kosten. Nur wenn dieser Ansatz gelingt, kann von einem Erreichen der Finanzierung in einem Unternehmen gesprochen werden.

Ein weiterer zu beachtender Aspekt ist die Kapitaldecke, diese sollte so strukturiert sein, dass das Eigenkapital gegenüber dem Fremdkapital nicht an Bedeutung verliert. Wer seinen Betrieb mit Eigenkapital finanziert, der haftet als Inhaber entsprechend gegenüber seinen Gläubigern mit diesen Mitteln. Daher ist es vor einer Kreditgewährung bei der Unternehmensgründung immer von Vorteil, dass zumindest ein kleiner Teil als monetäre Errichtungsgrundlage in Eugenkapital vorhanden ist. Dabei hat Eigenkapital weder etwas mit Immobilität noch mit Überliquidität zu tun. Denn auch wenn innerhalb einer Unternehmung – aus welchen Gründen auch immer – weniger Finanzmittel benötigt werden, bedeutet dies noch lange nicht auch weniger Eigenkapital. Eine schlechte Konjunkturlage ist hier ausreichend, um sich bei den eigenen Lieferanten zu verschulden. Nur Eigenkapital hat in einer solchen Situation eine gewisse Pufferfunktion.

Unternehmer müssen daher Geldquellen wie Eigen- oder Beteiligungskapital für ihr Unternehmen finden. Zur Ermittlung des Kapitalbedarfs zählen hierbei auch Bankkredite oder öffentliche Fördermittel (sog. Fremdkapital). Dieser muss genau und realistisch in Form eines Kapitalbedarfsplans berechnet werden. Dieser Plan stellt somit auch die tragenden Säulen des gesamten Geschäftsplanes dar. Nur wer in der Lage ist, seinen Kapitalbedarf exakt zu planen, kann auch die Liquidität seines Unternehmens sichern und somit eine Zahlungsunfähigkeit vermeiden. Zur Kapitalbedarfsplanung gehört deshalb nicht nur der langfristige Kapitalbedarf (bspw. Anlagevermögen wie Grundstücke, Gebäude, Maschinen, Fuhrpark), sondern auch der kurzfristige Kapitalbedarf (Umlaufvermögen wie Material- und Warenlager, offene Posten).

Die Ermittlung des optimalen Kapitalbedarfs

Gerade in der Anlaufphase eines Unternehmens sind die finanziellen Belastungen für den Existenzgründer besonders hoch. Wer hier seinen langfristigen Kapitalbedarf ausweisen möchte, kann dies durch die vorhandenen Kostenvoranschläge relativ einfach ermitteln. Weitaus schwieriger sieht es mit dem kurzfristigen Kapitalbedarf wie zum Beispiel für Betriebsmittel für den laufenden Betrieb eines Unternehmens aus. Dieser hängt neben der jeweiligen Branche auch von den Umsätzen und den Zahlungsgepflogenheiten des Unternehmens zusammen. Wer seinen gesamten Kapitalbedarf für die Gründung zusammen rechnet, darf diesen weder zu verschwenderisch noch zu gering bemessen.

Innerhalb der Planung muss aber auch berücksichtigt werden, dass es gerade am Anfang einer Existenzgründung immer wieder zu kleineren Abweichungen von den Plandaten kommen kann. Nicht selten müssen bspw. Aufträge vorfinanziert werden oder es werden geringere Umsätze bei der Markteinführung erzielt als vorgesehen. Hier hat derjenige Vorteile, der sich einen hohen Eigenkapitalanteil an der Gesamtinvestition geschaffen hat. Wer jetzt einen Kreditgeber benötigt, der hat entsprechend Verhandlungsspielraum, denn eigenes Geld zu riskieren weckt Vertrauen bei den Geldgebern. Dabei sollte folgende Vorgehensweise gewählt werden:

1. Privater Kassensturz
  •  Höhe der persönlichen Ersparnisse
  • Kapitalanlagen, die ich kurzfristig zu Geld machen lassen
  •  Möglichkeiten zur weiteren Ansparung von Beiträgen
2. Prüfung der Sachmittel
  • Welche Maschinen lassen sich in den Betrieb einbringen?
  • Welche Werkzeuge lassen sich in den Betrieb einbringen?
  •  Welche Fahrzeuge lassen sich in den Betrieb einbringen?
3. Prüfung der Sachmittel
  • Welche Möglichkeiten bestehen, an mehr Eigenkapital zu gelangen?

Eigenkapital kann dabei sowohl durch einen oder mehrere Geschäftspartner oder aber durch einen oder mehrere Teilhaber fließen. Eine Partnerschaft hat den großen Vorteil, dass diese neben dem Kapital das Unternehmen auch tatkräftig unterstützen. Auf diese Weise gelangt zusätzliches Know-how in das junge Unternehmen. Wer sich für diese Form entscheidet, sollte allerdings unbedingt darauf achten, dass der oder die Partner auch zum jeweiligen Unternehmen passt! Denn Partnerschaft bedeutet, dass das Unternehmen von zwei Personen profitiert: dem Existenzgründer und dem Partner.

Wer sich dies in seiner Gründungsphase noch nicht zutraut, der hat die Möglichkeit, sich an eine öffentlich geförderte oder private Beteiligungsgesellschaft zu wenden. Öffentliche Beteiligungsge-sellschaften fungieren dabei eigens, jungen Gründern mit Mitteln zu versorgen, die diese aus den eigenen Ersparnissen bzw. Teilhabereinlagen allein nicht aufbringen können. Andererseits bekämen die Gründer auch von den Banken kein Geld, weil es einfach noch an Sicherheiten mangelt. Daher investieren öffentlich geförderte Kapitalbeteiligungsgesellschaften stets in Form von stillen Beteiligungen. Sie stellen den Existenzgründern Beteiligungssummen ab 50.000 Euro zu sehr günstigen Konditionen zur Verfügung.

Ein weiter tragfähiges finanzielles Konzept innerhalb der Unternehmensgründung bietet das so genannte ERP-Eigenkapitalhilfe-Programm, das die Bundesregierung Gründern zur Verfügung stellt. Dieses Programm ermöglicht Existenzgründern, haftendes Eigenkapital zu bilden. Weitere ERP-Förderprogramme werden auch durch die Deutsche Ausgleichsbank (www.dta.de) zur Verfügung gestellt. Diese Finanzierung basiert auf langen Kreditlaufzeiten mit niedrigen Zinsen und mehreren Jahren der Tilgungsfreiheit. Weiteres Eigenkapital kann durch Investitionskredite, durch Leasing oder andere Fremdfinanzierungsmöglichkeiten erreicht werden.

Liquidität – Rentabilität – Umsatzplanung

Wer seine eigene Unternehmung gründen möchte, der kann seinen Eigenkapitalanteil mit Hilfe eines ERP-Darlehens optimal aufstocken. Gründer erhalten dieses Darlehen auch noch zwei Jahre nach ihrer Gründung. Ein ERP-Darlehen findet seinen Aufbau in einem Businessplan, der die Tragfähigkeit und den wirtschaftlichen Nutzen der Unternehmung erkennen lassen muss. Der Vorteil eines ERP-Darlehens liegt in seiner Langfristigkeit und den niedrigen Zinssätzen. Ein Existenzgründerdarlehen erhalten hingegen kleine und mittlere Unternehmungen sowie Existenzgründer und Freiberufler. Förderfähig sind Anschaffungs- und Herstellungskosten – auch für gebrauchte Betriebsmittel und Wirtschaftsgüter.

Einsatz finden Existenzgründerdarlehen auch bei einer späteren Erweiterung des Unternehmens oder für den Fall der Umstellung des Warensortiments. Auch Anzahlungen auf geleaste Wirtschaftsgüter sind förderfähig. Zuständig sind jeweils die Bundesländer. Weiterer Vorteil: Da Existenzgründerdarlehen durch eine Ausfallbürgschaft abgesichert sind, sind weitere Besicherungsmaßnahmen sittenwidrig (OLG Nürnberg, Urt. V. 24.11.1997). Vielfach versuchen die Hausbanken nämlich, auch ein Existenzgründungsdarlehen durch eine Ehegattenbürgschaft zusätzlich abzusichern.

Kommen die bislang genannten Förderprogramme nicht in Frage, muss das benötigte Startkapital kalkuliert werden, bevor man sich auf den Weg zur Bank macht. Dabei sind sowohl die kurz- als auch die längerfristig relevanten Kostenpositionen in einer Aufstellung festzuhalten. Dabei sollte stets die Zahlungsfähigkeit im Auge behalten werden. Hierzu gehört gerade am Anfang, dass genügend Reserven vorhanden sind. Denn nur auf diese Weise lassen sich auch unvorhergesehene Ausfälle überbrücken. Um dies alles zu erreichen, sind folgende Schritte notwendig:
Eigenkapitalfinanzierung
Wer nach Beteiligungen sucht, findet Hilfestellungen auch durch Beteiligungsbörsen, die von den Industrie- und Handelskammern angeboten werden. Wer auf Venture Capital Beteiligungen setzt, sollte den Nachteil bedenken, dass viele Gesellschaften ein massives Mitspracherecht festlegen, so dass von einem eigenen Unternehmen nur noch bedingt die Rede sein kann. Auch das Finanzierungsinstrument „Leasing“ kann für einen Unternehmensgründer als vorteilhaft erweisen. Der Nachteil liegt allerdings darin, dass auf längere Sicht gesehen mit höheren Kosten zu rechnen ist. Dafür benötigt der Unternehmensgründer im Gegenzug weniger Kapital für seine Gründung. Für den Fall, dass an dem Existenzgründungsvorhaben mehrere Personen beteiligt sind, ist ein detailliertes Finanzierungskonzept sowohl für die gesamte Unternehmung als auch anteilig für jeden Existenzgründer vorzunehmen.

Insbesondere für Unternehmensgründer gilt der Grundsatz „Liquidität vor Rentabilität“, da auch ein rentables Unternehmen schnell von einer Insolvenz bedroht sein kann. Fällt beispielsweise ein größerer Kunde ganz weg oder zahlen die Kunden später als erwartet, ergibt sich schnell ein finanzielles Problem. Daher sind auch die Rentabilitätsberechnungen grundsätzlich mehrjährig (Gründungsjahr plus drei Folgejahre) durchzuführen, um etwaig auftretende Schwierigkeiten in der Anlaufphase zu minimieren. Wer hingegen seinen Umsatz plant, sollte entsprechend von den konkreten Marktverhältnissen ausgehen. Hierbei zählen neben dem Standort und die Objektgröße auch die Beschäftigtenanzahl, die Maschinenausstattung sowie die Unternehmenskonzeption. Niemals sollte eine Umsatzplanung im Rahmen einer Mindestumsatzberechnung durchgeführt werden, die lediglich von voraussichtlichen Kosten abgeleitet wird.